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Herbstreigen mit hoher Männersangeskunst und meisterlichen Hornklängen
 

„Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“, zitierte Moderator Reinhart Ginzel Friedrich Nietzsche. Den Ausspruch nahmen sich nicht nur die getreuen Freunde gepflegter Chormusik zu Herzen, als der Potsdamer Männerchor e.V. zu seinem diesjährigen „Bunten Herbstreigen“ einlud. Es füllten auch Neue am 19. September die Ränge des Potsdamer Nikolaisaals. Alle stellten nach gut zwei Stunden Gesang aus kräftigen Männerkehlen fest. Es lohnt sich stets, diese Veranstaltungen mit dem großen Chor, der bereits vor 162 Jahren gegründet wurde, zu besuchen.
 


Auf der Bühne mit dabei war diesmal der Wernigeröder Männerchor e. V. unter der Leitung von Enno Klump. Seit 60 Jahren besteht eine feste Sangesfreundschaft zwischen Potsdam und Wernigerode. Weil die Kunst des Chorsingens in der Harzstadt eine bedeutende historische Rolle spielt, erlernte auch Reinhart Ginzel in der dortigen Gerhard-Hauptmann-Schule das Singen. Er wuchs zu einem vielseitigen Tenor auf Bühne und Konzertpodium heran. Sein künstlerisches Spektrum reicht von alter Musik über die Oratorien, Opernpartien des lyrischen Tenorfachs bis hin zur Operette und zum Musical. Bereits mit dem Franz-Schubert-Lied „Nachthelle“ bewies er großes Können. Trotz des vielstimmigen Potsdamer Männerchores im Rücken brillierte seine Stimme ohne technische Hilfsmittel. Als Meister ihres Fachs erwiesen sich das Potsdamer Hornquartett Thomas Rössler, Katharina und Valentin Jahn mit Leiter Gisberth Näther u.a. mit „Andante“ von Homillus und das Trio Näther, Ginzel und Inge Lindner am Flügel mit dem „Alphorn“ von Richard Strauss sowie der Romanze des Nemorino aus dem „Liebestrank“ von Donizetti. Besonders kräftigen Beifall erhielten die Wernigeröder Sänger in ihrem eigenen musikalischen Reigen mit „Meister und Gesell“ nach Carl Friedrich Zelter und „Meines Vaters Uhr“ von Henry Clay Work.
 


Die Bühne füllte sich für den  zweiten Teil mit beiden Chören. Genüsslich lauschten die Besucher der Zartheit der „Nacht“ von Schubert, und beim „Morgenrot“ von Robert Pracht konnten sie die aufgehende Sonne mitempfinden. Klasse. Dem stand auch die choreale Wiedergabe des Träumers unter Schuberts „Lindenbaum“ nicht nach.
Überhaupt. Nach den Zugaben „Wer hat dich du schöner Wald“ und „Aus der Traube“ gab das Fazit: Kapellmeister Ronald Reuter, agil wie immer, gebührt der große Dank. Er hatte das Programm ausgewählt und künstlerisch-gesanglich mit dem Potsdamer Männerchor umgesetzt. Mit den Gästen aus Wernigerode, Leitung Enno Klump, gesellte sich ein kleinerer aber gesanglich gleichwertiger Chor hinzu. Und noch eins war anzumerken: Es geht auch mal ohne großes Orchester. Die tollen Instrumentalisten des Hornquartetts hatten es vergessen gemacht, die Stimmen der Männer kamen mehr zur Geltung.
 


Ein Bravo außerdem an Horst Köhn und sein Gestaltungsteam für die jahreszeitlich entsprechende Dekoration der Bühne.
Auf die beiden Weihnachtskonzerte am 18. Dezember – natürlich im Nikolaisaal – können sich Musikfreunde freuen. Mitwirkende sind dann der Potsdamer Männerchor unter der Leitung von Ronald Reuter, das Landespolizeiorchester unter der Stabführung von Jürgen Bludowski und der Handglockenchor Caputh unter der Leitung von Hans-Joachim Müller und Katrin Fuchs. Die Moderation hat Tatjana Meissner.
 

Text: Wolfgang Post
Bilder:
Hans-Joachim Guthke

 

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