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Gesundbrunnen im Nikolaisaal

 

Ich müsste mich tüchtig ärgern, hätte ich das Herbstkonzert unseres Potsdamer Männerchores von 1848 verpasst. Es war wieder einmal eine Augen-und Ohrweide im ausverkauften Nikolaisaal. Das begann gleich recht spannend. Große Ziffern zählten mit dem Vorspann-„Sound“ betagter Spielfilmfilme bis zum Start auf der Leinwand herunter. Das große Ausrufezeichen war gesetzt. Voller Spannung konnte die eigentliche Filmgeschichte der UFA „Das gibt’snur einmal“  folgen.

 

Alle Mitwirkenden wie das Deutsche Filmorchester Babelsberg, Sopranistin Birgit Pehnert und die klaren Männerstimmen vom Gastgeberchor unter der Gesamtleitung von Olga Kisseleva präsentierten Melodien der großen Welterfolge aus Filmklassikern der Babelsberger Filmfabrik.

Das Deutsche Filmorchester Babelsberg brachte gleich zum Auftakt mit einem Medley bekannter Melodien von Friedrich Holländer, Werner Richard Heymann, Lothar Brühne und Theo Mackeben die richtige Stimmung in den Saal, der zu einem Jungbrunnen wuchs. Viele der Gassenhauer von einst erweckten nämlich bei so manchem Zuhörer Erinnerungen an herzerfüllende Jugendzeiten. Peter Kreuder schrieb mehr als 180 Filmmelodien. In einem Potpourri stellten der Männerchor mit dem Filmorchester „Für eine Nacht voller Seligkeit“, die einst Marika Rökk in dem Film „Kora Terry“ besang, „Du gehst durch all meine Träume“ sowie „Musik, Musik, Musik“. So könnte es weitergehen, dachte ich mir. Das große Ensemble auf der Bühne erfüllte nicht nur mir den Wunsch mit einem Melodienstrauß mit den musikalischen Blüten von Hans Sommer und Theo Mackeben. „Jawohl meine Herren!“ (und Damen) „Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da!“ spendierte ich Sonderbeifall. Schließlich hörten wir die Super-Sopran-Stimme von Birgit Pehnert, vom Filmorchester begleitet. „Der Weiße Traum“ hier damals der Film, als die italienische Sopranistin Alda Noni „Kauf dir einen bunten Luftballon“ sang.

Für den nächsten Mix aus Melodien von Peter Igelhoff, Adolf Stein und Robert Stolz mussten die etwas mehr als 50 Sangesfreunde ihr ganzes Volumen aufbieten, um dem Instrumentari um des Filmorchesters stimmlich etwas anzukommen. Endlich  fanden zahlreiche Konzertbesucher Gelegenheit fürs Rhythmusklatschen, denn nach dem „Wir machen Musik“ riefen die Musikanten „Adieu, mein kleiner Garde- offizier“.
Mit anderem musikalischen Genre verzauberte Birgit Pehnert alle im Saal „Ich tanze mit dir in den Himmel hinein, in den siebenten Himmel der Liebe“ und schließlich mit dem süßen Heinz-Rühmann-Lied „La-Le-Lu“, ehe es in die Pause ging.


Der Berliner Schauspieler, Tänzer und Sänger Nikolaus Gröbe führte ausgezeichnet durchs Programm, skizzierte die Filmfabriken in Babelsberg und fand so auch passende Worte für die DEFA und ihre Aktivisten wie Karl-Ernst Sasse, der über 500 Filme vertonte. So auch den Streifen mit Manfred Krug „Florian von der Mühle“, womit das Filmorchester in den zweiten Teil des spannenden Filmkonzertes startete.  Der Klangkörper begleitete Birgit mit ihrem wunderbaren Wunsch „Ich möcht‘ einmal wieder verliebt sein“, den Robert Stolz in Noten setzte. Der Männerchor erzählte die Geschichte von Bel Ami, das Orchester erzählte „Münchner Geschichten“, ebenfalls aus der Feder von Theo Mackeben.

Wieder ging ein freudiges Raunen durch den Saal, als nochmals die charmante Sopranistin angekündigt wurde. „Irgendwo auf der Welt“ fand sie ein bisschen Seligkeit. Die Schluss-akkorde des Herbstkonzertes des Potsdamer Männerchores boten alle Künstlerinnen und Künstler des Abends und wünschten „Wochenend und Sonnenschein“ und ein Medley  mit dem Mottotitel sowie „Sing mit mir“ und einer Zugabe.
Dank der zahlreichen Arrangeure, unter ihnen Joachim und Andreas Schmeißer aus Potsdam, und der sehr intensiven Probenarbeit begeisterten Musiker und Solisten unter der Stabführung von Olga Kisseleva als harmonisches Ganzes.

„Herrlich, das war ein Genuss, super, super, ganz toll, ich war begeistert“, kommunizierten viele Konzertbesucher auf ihrem Heimweg. Nun können die Weihnachtskonzerte am 1. Dezember folgen. Die Anhänger dieser Potsdamer Kulturinstitution sind schon neugierig, wenn neben dem Gastgeber Männerchor Potsdam, die Combo des Landespolizeiorchesters und der Caputher Friedensglockenchor mitwirken.
 
Text: Wolfgang Post

Fotos: Karsten Chuchra